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Mit Leidenschaft für die Maßschneiderei

Theres Gangl begeistert sich für Handwerk und hat an der HLMW9 die Meisterschule für Herrenkleidermacher*innen abgeschlossen und ihre Meisterprüfung mit Bravour bestanden. Wir haben mit der Absolventin gesprochen und verraten Euch, was für die Grazerin den Reiz der Maßschneiderei ausmacht, wo sie die Zukunft sieht und wie sie ihr aktuelles Studium mit dem Handwerk verbinden könnte.

Sie haben an drei unterschiedlichen Schulen Modeausbildungen absolviert. Was macht für Sie die HLMW9 aus?
Theres Gangl:

Ich finde es großartig, dass die HLMW9 eine Meisterschule für Herrenkleidermacher*innen anbietet. Diese einzigartige Möglichkeit schätze ich enorm und habe die hochwertige Ausbildung sehr genossen. Ich fand es auch immer sehr hilfreich und spannend, wenn die Lehrerinnen und Lehrer ihre Erfahrungen aus der Praxis mit in die Ausbildung einfließen lassen konnten. Generell war das Umfeld sehr angenehm und hilfsbereit, das schätze ich sehr.

Wenn Sie an die Ausbildungszeit an der HLMW9 zurückdenken, wovon profitieren Sie heute am meisten in Ihrem Arbeitsleben?
Theres Gangl:

Ich profitiere sehr davon, das klassische Handwerk von der Pike auf gelernt zu haben. Ich habe das Gefühl, wenn man die klassische Verarbeitung versteht, versteht man das Handwerk. Vom umfangreichen Theoriewissen und vom vielen Schnittzeichnen profitiere ich ebenfalls sehr, das ist mir im Arbeitsalltag erst recht bewusst geworden. Da habe ich gemerkt, dass ich im Vergleich zu Kolleg*innen aus der Praxis echt im Vorteil bin.

Sie haben in der Herrenschneiderei der Vereinigten Bühnen und einer Herrenmaßschneiderei gearbeitet. Wo sehen Sie die Zukunft der Maßschneiderei?
Theres Gangl:

Das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger und ich denke, dass die Maßschneiderei davon profitiert. Sie kann vor allem mit Langlebigkeit, höchster Qualität und Individualität punkten und ich habe die Erfahrung gemacht, wer einmal in den Genuss eines hochwertigen Maßanzuges gekommen ist, will keinen anderen mehr tragen. Doch auch die Arbeit im Theater hat meiner Meinung nach Zukunft, ausgefallene Bühnenkreationen findet man schließlich in keinem Geschäft. Die Theaterschneiderei punktet darüber hinaus mit historischen Schnitten, Kostümen und Verarbeitungstechniken.

Problematisch finde ich, dass es so wenige Lehrstellen im Herrenkleidermacher-Gewerbe gibt. Würde es mehr Maßschneider*innen geben, die einen Lehrling aufnehmen und ausbilden würden, würde das dem ohnehin leider selten gewordenen Handwerk meiner Meinung nach einen Aufwind geben.

Gibt es etwas, das Sie jungen Menschen, die in der Modebranche Fuß fassen möchten, empfehlen?
Theres Gangl:

Ich würde unbedingt empfehlen, Arbeitserfahrung zu sammeln, bevor man sich selbständig macht. Erfahrungen aus der Praxis sind meiner Meinung nach eine unverzichtbare Ergänzung zur Ausbildung. Man lernt seine eigenen Stärken und Schwächen besser kennen und erweitert seinen Horizont. Um in der Mode Fuß zu fassen, gehört natürlich auch eine gewisse Selbstsicherheit und eine Portion Mut dazu, aber ich finde, man darf sich nicht unter seinem Wert verkaufen und sollte zu seinen Kompetenzen stehen.

Sie studieren derzeit Erziehungs- und Bildungswissenschaft. Ist dies etwas, das Sie später mit Ihrer Erfahrung als Schneidermeisterin verbinden und an einer Modeschule unterrichten möchten?
Theres Gangl:

Mein Studium befähigt mich nicht zu unterrichten, da es auf Sozialberufe ausgelegt ist. Mit einem Abschluss in Erziehungs- und Bildungswissenschaft kann man in allen möglichen Sozialbereichen arbeiten, ich möchte das mit der Schneiderei verbinden. Mich interessiert zum Beispiel die Arbeit mit psychosozial beeinträchtigten Menschen. Handwerkliche Betätigung, wie eben Nähen, kann erheblich dabei helfen, dass es Menschen psychisch besser geht, es führt zur Verbesserung der Lebensqualität, zur Wiedereingliederung in das Berufsleben etc. Meine große Leidenschaft und Liebe zum Maßschneidern möchte ich jedoch keinesfalls vernachlässigen, daher kann ich mir vorstellen, in Zukunft neben dem Sozialberuf auch weiterhin als Maßschneiderin zu arbeiten oder vielleicht sogar selbständig zu werden.

Über Theres Gangl: 2016 hat Theres Gangl an der Modeschule Graz maturiert und 2018 die Meisterklasse für Damenkleidermacher in Wien absolviert. Danach war ihre Leidenschaft für die Maßschneiderei ungebrochen, daher folgte die Ausbildung an der Meisterschule für Herrenkleidermacher*innen an der HLMW9. Nach dem Abschluss gings zurück nach Graz, dort hat sie in der Herrenschneiderei der Vereinigten Bühnen sowie bei einem Herren-Maßschneider gearbeitet. Heute studiert sie Erziehungs- und Bildungswissenschaft.

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