©sophie weinlinger
Ein seltener Beruf

Sophie Weinlinger besuchte im Schuljahr 2020/2021 die Herrenmeisterklasse in Michelbeuern und absolviert nun eine verkürzte Lehre als Kürschnerin. Wir haben mit der Absolventin der HLMW9 gesprochen, um mehr über ihre Ausbildung als Kürschnerin zu erfahren.

Wie ist die Idee entstanden, dass Sie eine Ausbildung zur Kürschnerin machen wollen?
Sophie Weinlinger:

Im Zuge meiner Ausbildungen habe ich ein Praktikum im Schnittzeichenbereich der Firma Liska in Wien absolviert. Dort kam ich in Kontakt mit dem mir fast unbekannten Material Pelz. Ich war von Beginn an begeistert und konnte während meines Praktikums auch die Verarbeitung von Pelz kennenlernen. Danach habe ich mich weniger auf das Thema konzentriert. Während der Herrenmeisterklasse bekam ich durch die Schule die Ausschreibung von AR Refurried. Deren Firmenphilosophie hat mich überzeugt und ich habe beschlossen, eine neue Ausbildung zu beginnen.

Was reizt Sie an der Tätigkeit bei AR Refurried? Was bereitet Ihnen Freude?
Sophie Weinlinger:

Mein Lehrbetrieb verwendet ausschließlich alte Pelzmäntel sowie Pelze und arbeitet sie zu neuen Produkten um. Wir upcyclen die hochwertigen Pelze und hauchen ihnen neues Leben ein und genau das begeistert mich an meinem Beruf. Für Pelzmäntel sind Tiere gestorben und deswegen finde ich es umso wichtiger, dass man die Materialien nicht achtlos wegwirft, sondern ihnen eine neue Chance gibt. Außerdem gibt es sehr viele alte Pelzmäntel, da ergibt es Sinn diese nachhaltigen langlebigen Materialien wiederzuverwenden, anstatt sich die zehnte neue Jacke aus künstlichen Rohstoffen, produziert im Ausland, zu kaufen.

Ich liebe es, mit diesen vielfältig einsetzbaren Pelzen zu arbeiten und es ist eine wunderschöne Abwechslung zur Arbeit mit Stoff. Zudem sind andere Maschinen und Arbeitstechniken einsetzbar.

Was sind Ihre Tätigkeiten?
Sophie Weinlinger:

Meine Tätigkeiten im Betrieb sind sehr facettenreich. Ich darf bei Kundengesprächen dabei sein, selbständig Maß nehmen, für die Kund*innen den Schnitt und die Molino anfertigen. Obendrein nähe ich Stoffmäntel, füttere verschiedenste Mäntel ein und mache auch schon Pelzänderungen allein. Ich helfe bei der Social Media Betreuung und bei Büroarbeiten. Die Anfertigung von Pelzmänteln und deren Verarbeitung lerne ich gerade und darf diese dann auch bald selbständig vornehmen.

Wenn Sie an Ihre Schulzeit zurückdenken, wovon profitieren Sie heute am meisten in Ihrem Job?
Sophie Weinlinger:

Am meistens helfen mir die gelernten Verarbeitungstechniken im Werkstättenbereich, da ich verschiedene Techniken mit meinen Chefs besprechen kann und selbst neue Methoden einbringe. Überdies finde ich die praktischen Einblicke in die Führung eines Betriebes während des Wirtschaftsunterrichtes auch sehr hilfreich. Denn man lernt die Herausforderungen in der Selbständigkeit kennen und ich kann daher meine Vorgesetzten besser verstehen.

Was macht für Sie die Ausbildung an der HLMW9 aus?
Sophie Weinlinger:

Der Fokus auf die Vorbereitung für das reale Berufsleben macht für mich die Ausbildung aus. Es geht nicht nur darum etwas zu designen und eine andere Person erledigt den Rest. Man sollte selbst von Beginn bis zum Ende alles grundlegend können, um erfolgreich zu sein.

Woran erinnern Sie sich besonders gerne, wenn Sie an Ihre Schulzeit denken?
Sophie Weinlinger:

Meine Lieblingszeiten während der Schule waren sicherlich in der Werkstätte - gemeinsam arbeiten und sehen, was oder wie die anderen ihre Stücke nähen, währenddessen mal plaudern und gemeinsame Herausforderungen lösen.

Gibt es etwas, das Sie jungen Menschen, die selbst in der Modebranche starten möchten, mitgeben würden? Haben Sie Tipps?
Sophie Weinlinger:

Wer in der Modebranche arbeiten möchte, sollte ein gutes und breites Know-how haben, es reicht leider nicht, nur kreativ zu sein. Wenn man in der Produktion arbeiten möchte, ist ein gutes Schnittverständnis wichtig, auch wenn das manchmal nicht das Lustigste ist. Selbst Handarbeiten übernehmen zu können und rasch Probleme zu lösen, sind Skills, die nicht schaden.

Außerdem braucht man Liebe zum Beruf, die Branche ist zu groß, um mit halber Begeisterung erfolgreich zu sein.

Interview: Sigrid Dworak

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